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Zurück Passenger to Preighter: Neue Normalität oder Übergangslösung?

Die Pandemie setzt den Luftfrachtmarkt stark unter Druck und die Branche reagiert mit der Umrüstung von Passagierflugzeugen zu „Prachtern“. Ist dies ein langfristiger Trend oder nur eine temporäre Lösung?

Die COVID-19-Pandemie hat die Luftfahrtbranche und insbesondere den Luftfrachtmarkt erheblich beeinträchtigt. Für die Luftfahrtbranche und die Fluggesellschaften steht die Fracht an erster Stelle, weil sie Umsatz und Wachstum generiert. Die Zahl der reinen Frachtflugzeuge steigt und wird zunehmend zu Umwandlungen von Passagier- in Frachtflugzeuge (P2F) führen. Zudem werden Passagierdecks als Frachtraum genutzt, was einen mengenmäßigen Anstieg von Passagierfrachtern oder "Prachtern" bedingt. Ist dies nur eine temporäre Lösung? Und reicht dies aus, um die Nachfrage zu bedienen?

In einem kürzlich durchgeführten „ISTAT Learning Lab“ gab Erik Goedhart, SVP und Global Head of Aerospace bei Kühne+Nagel, wertvolle Einblicke in diesen Trend. „Es war eine großartige Gelegenheit, dieses Thema zu diskutieren“, sagt Erik, „Es fühlt sich oft so an, als wäre das letzte Jahr ein Lernlabor gewesen!“

Ein sich veränderndes Umfeld

Von weltweit 35.000 Flugzeugen sind derzeit mehr als 10.000 geparkt oder eingelagert, sodass die Belly-Cargo-Kapazität dieser Maschinen nicht zur Verfügung steht. Schätzungen zufolge wird die Belly-Cargo-Kapazität von Großraumflugzeugen nicht vor 2024 wieder das Niveau erreichen, das vor der Pandemie herrschte. Transporte im Passagierdeck sind zwar herausfordernd und beeinflussen die Raten, die aktuelle Marktsituation erfordert es jedoch. Das E-Commerce-Geschäft wächst schnell und der Seefrachtmarkt ist stark überlastet. Dies führt zu einer zusätzlichen Luftfracht-Nachfrage.  

Unternehmen evaluieren ihre zukünftige Position in der Lieferkette. Sämtliche Aspekte von Porter`s „Fünf-Kräfte-Modell“ sind zu finden, einschließlich Vor- und Rückwärtsintegration. Die Rollen verschwimmen, Kunden werden zu Lieferanten und/oder sogar zu Konkurrenten. Der Geschäftsreiseverkehr wird sich nach der Pandemie verändern und neue Flugzeugreihen wie die Narrow-Body-Langstreckenflieger kommen auf den Markt. Dies wirkt sich auch auf die Belly-Cargo-Kapazität aus.

Die Punkte verknüpfen

Diese Branchendynamik bildet die Grundlage für Kühne+Nagel, zwei verwandte Rollen miteinander zu verbinden. Zunächst ist da Kühne+Nagel als führender Luftfrachtanbieter und Kunde von Frachtfluggesellschaften, die andere Rolle ist die eines führenden Logistikanbieters für Luftfahrt, Erstausrüster, Verkäufer, Leasingfirmen, Fluggesellschaften und MROs. Daher profitieren wir von einem genauen Verständnis für den zukünftigen Frachtmarkt und die erforderlichen Umrüstungen. 

Frachter: Wann macht eine Umrüstung Sinn?

Der aktuelle Marktwert (CMV) eines Flugzeugs ist ein guter Maßstab dafür, ob eine Umrüstung finanziell sinnvoll ist. Als Faustregel gilt, dass der Zielpreis eines 20 Jahre alten umgerüsteten Frachters 25 – 30 % des Preises eines neuen Frachters beträgt. Nach Schätzungen von ISHKA ist der CMV vieler Flugzeuge zwischen Januar 2020 und Januar 2021 stark gesunken. So ist der CMV von Schmalrumpfflugzeugen um 15 – 30 % und von Großraumflugzeugen um 20 – 45 % gefallen.

Neben den Kosten und dem Zeitaufwand für die Umrüstung ist die Regulierung entscheidend. Aus regulatorischer Sicht benötigen alle Flugzeugumrüstungen eine ergänzende Musterzulassung (STC). Die Musterzulassung (TC) ist der „Führerschein“ des Flugzeugs und jede Änderung daran erfordert ein STC, was eine Menge Bürokratie mit sich bringt. Die gebräuchlichsten STCs gibt es für die Boeing 737, 757 und 767 – und die Airbus 330- und 320-Serie. Kürzlich wurde der Airbus 321 P2F in Betrieb genommen, was zu einer einzigartigen Wettbewerbspositionierung hinsichtlich Betriebskosten, Kapazität und Emissionsausgleichspotenzial führt. Damit wird die Boeing 777-300 ERSF vieles verändern.

Wie kann Kühne+Nagel unterstützen?

Nachdem der STC-Zertifizierungsprozess abgeschlossen ist, können P2F-Umrüstungen beginnen. Diese können sechs Wochen oder auch mehrere Monate andauern. Der Druck der Kunden besteht darin, das Flugzeug schnellstmöglich umzurüsten, um wieder Fracht zu fliegen und Einnahmen zu generieren. Die Logistik und die Lieferkette einer Umrüstung sind die Unterscheidungsmerkmale, die die Durchlaufzeiten verbessern und das Risiko minimieren können. 

Um der wachsenden Nachfrage nach P2F-Umrüstungen gerecht zu werden, hat Kühne+Nagel eine spezielle Lösung entwickelt. Viele Umrüstungen verzögern sich aufgrund der verspäteten Ersatzteillieferung, was zu Budgetüberschreitungen und Einnahmeverlusten für die Eigentümer führt. Kühne+Nagel schafft erschwingliche und zuverlässige Wege für den Transport dieser Teile und stellt gleichzeitig sicher, dass Sie Ihre Lieferzeiten einhalten. 

Sobald die Umrüstungskonfiguration, der Zeitpunkt und der Ort vereinbart sind, verwaltet Kühne+Nagel alle Lieferantenbeziehungen für den Kunden. Wir stellen auch sicher, dass alle Komponenten pünktlich eintreffen und neben dem Flugzeug in der Umrüstungsanlage angeliefert werden. Da der Transportumfang komplexe und schwere Komponenten umfasst (eine Frachttür wiegt über 600 kg), kann Kühne+Nagel zu einer erheblichen Kostenreduzierung bei erhöhter Zuverlässigkeit beitragen.

Aufgrund des derzeitigen Mangels an Umbau-Anlagen eröffnen die Parteien zusätzliche Produktionslinien an verschiedenen Standorten weltweit. Unternehmen, die eine globale Lieferkettentransparenz über ihre Standorte hinweg haben, genießen zusätzliche Wettbewerbsvorteile. Der vollständig digitalisierte Materialfluss von Kühne+Nagel umfasst die Transparenz bis hin zur Teile- und Seriennummer. Damit haben unsere Kunden rund um die Uhr Zugriff auf Materialstatus, Standort und Logistikausgaben in Echtzeit.

Vorreiter: Neue Normalität oder Übergangslösung?

Bereits mehr als 150 Passagierflugzeuge konnten zu Prachtern umgerüstet werden. Doch wird dieser Trend die neue Normalität? 

Die Aerospace-Branche bewertet den Umrüstungstrend als nachhaltig. Sie hatte in der Vergangenheit mit Herausforderungen zu kämpfen und diese wird es auch in Zukunft geben. So geht die Branche davon aus, dass Prachter auch zukünftig Bestand haben. Insbesondere in Hinblick auf weitere Krisenereignisse, auf die Anpassung an saisonale Spitzen oder spezifische Projektanforderungen wie die aktuelle Impfstoffverteilung. 

Die Luftfrachtperspektive sieht anders aus. Fracht auf dem Passagierdeck zu transportieren, ist herausfordernd und es kommt aufgrund der Bodenstruktur und des Gewichts zu Einschränkungen. Dies führt zu erhöhten Frachtkosten. Frachter oder Belly Cargo sind hierfür besser geeignet. Mehrere Unternehmen arbeiten derzeit an Innovationen für Passagierdecklösungen, die mehr Ladung bei gleichzeitig weniger Arbeitskräften ermöglichen. 

Ausblick für die Industrie

Die COVID-19-Pandemie hat die Branche reformiert. Themen wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung gewinnen an Bedeutung. Es kommt nun darauf an, dass die Branche neue Wege findet, die durch neue Standards und Flexibilität erleichtert werden. „Just-in-Case“-Lösungen werden hierbei weiterhin im Vordergrund stehen.

Wir gehen davon aus, dass das Aufkommen von OEM-Flugzeugen und die P2F-Umrüstung im kommenden Jahrzehnt stetig ansteigen wird. Prachter werden mit Passagierflug-Routen und Cargo-on-Seats-Lösungen Bestand haben. Innovative Lösungen für Passagierdecks werden mehr Fracht ermöglichen und gleichzeitig weniger Arbeitsaufwand für die Umrüstung erfordern. Insgesamt erwarten wir, dass der Flottenüberschuss bis 2024 anhalten wird. Die aktuellen Herausforderungen in der Luftfahrtbranche stellen nur eine kleine Etappe in den nächsten 20+ Jahren dar. 

Weitere Informationen finden Sie im Webinar des ISTAT Learning Lab: Frachter und Prachter: Neue Normalität oder Übergangslösung?